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Beitrag vom 05.02.2020
Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung am 06. Februar 2020
AVIVA-Redaktion
Im Frühjahr 2020 wird in Berlin die erste Koordinierungsstelle gegen weibliche Genitalverstümmelung eröffnet, um ein koordiniertes Angebot und eine gemeinsame Strategie zur Prävention, Beratung und Behandlung weiblicher Genitalverstümmelung zu schaffen.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden mindestens 200 Millionen Frauen und Mädchen weltweit, vor allem in 30 afrikanischen Ländern aber auch in einigen Ländern Asiens und des Mittleres Ostens einer Genitalbeschneidung unterzogen. Insbesondere in Ländern wie Ägypten, Dschibuti, Guinea, Mali, Sierra Leone, Somalia und im Norden des Sudan sind mehr als 90 Prozent der Frauen und Mädchen beschnitten oder infibuliert.
Die verstümmelnde Praxis wird meistens unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt. Dabei werden die äußeren weiblichen Genitalien vollständig oder teilweise entfernt oder verletzt und dadurch die natürlichen Funktionen des weiblichen Körpers stark beeinträchtigt. Die Folgen dieses schmerzhaften Eingriffs sind sehr vielfältig und schwerwiegend. Es können akute und chronische gesundheitliche Komplikationen wie beispielsweise starke Blutungen, Harnwegsinfektionen, Zysten, ein erhöhtes Risiko bei Schwangerschaft und Geburt auftreten. Nicht selten führen diese Komplikationen zum Tod.
Dazu die Berliner Gleichstellungssenatorin Dilek Kalayci: "Auch die psychischen Folgen der Genitalverstümmelung sind massiv: Für fast alle Frauen und Mädchen bedeutet sie ein lebenslanges Leiden. Frauen, die diese Form der Gewalt erlebt haben oder davon bedroht sind, können in Berlin bereits auf ein gutes Hilfesystem zugreifen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung möchte die medizinische Versorgung von Betroffenen und die präventive Aufklärungsarbeit in Berlin stärken und somit einen Beitrag zur Bekämpfung weiblicher Genitalverstümmelung leisten. Im Frühjahr 2020 wird deshalbin Berlin die erste Koordinierungsstelle gegen weibliche Genitalverstümmelung eröffnet, um ein koordiniertes Angebot und eine gemeinsame Strategie zur Prävention, Beratung und Behandlung weiblicher Genitalverstümmelung zu schaffen, die Netzwerkarbeit zu fördern und das in Berlin bereits vorhandene Fachwissen zusammenzuführen und weiterzuentwickeln."
Der Aktionstag wurde 2004 von der First Lady von Nigeria, Stella Obasanjo, ausgerufen und von der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen (UNO) zum internationalen Gedenktag erklärt.
Vor dem Hintergrund weltweiter Migrationsbewegungen ist Genitalverstümmelung zunehmend auch in Deutschland und in Berlin ein Thema. In Deutschland Die Zahl der betroffenen Frauen und Mädchen wurde im Rahmen einer vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Studie im Jahr 2016 auf mindestens 47.000 geschätzt.
Seit 2013 ist die bereits vorher strafbare Praxis ein eigener Straftatbestand. Mit der Einführung des § 226a Strafgesetzbuch beabsichtigt die Gesetzgebung auch, die Betroffenen verstärkt zu schützen und das Unrechtsbewusstsein für das Thema zu stärken.
Mehr Informationen über Aufklärung und Hilfe für Betroffene in Berlin sind hier zu finden:
www.berlin.de/sen/frauen/keine-gewalt/genitalverstuemmelung
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Empirische Studie zeigt: Weibliche Genitalverstümmelung auch in Deutschland verbreitet
TERRE DES FEMMES will mit CHANGE Agents und Wissensplattform Mädchen und Frauen davor bewahren. Das EU-geförderte Projekt "United to End FGM", bietet Webinars für Fachkräfte. Im EU-Projekt "CHANGE Plus" bildet TERRE DES FEMMES mit sieben PartnerInnenorganisationen europaweit CHANGE Agents aus. (2017)
STOP FGM NOW - Waris Dirie startet internationale Kampagne
Alle elf Sekunden wird auf der Welt ein Mädchen an ihren Genitalien verstümmelt. Mindestens 150 Millionen Frauen weltweit sind davon betroffen. Vor etwa 15 Jahren nahm Ex-Supermodel Waris Dirie den Kampf gegen das Verbrechen FGM (Female Genital Mutilation) auf und startet in 2010, am 6. Februar - dem internationalen Tag "Null Toleranz gegen Genitalverstümmelung" – eine neue internationale Kampagne um ihrer Forderung "STOP FGM NOW!" Nachdruck zu verleihen. (2010)
#FEMALE PLEASURE. Ab 20. Mai 2019 als VoD und DVD. Das AVIVA-Interview mit der Regisseurin Barbara Miller
Der Dokumentarfilm der Schweizer Regisseurin Barbara Miller schildert die Lebenswelten fünf mutiger, kluger Frauen aus den fünf Weltreligionen in einer hypersexualisierten, säkularen Welt: Deborah Feldman, Leyla Hussein, Rokudenashiko, Doris Wagner und Vithika Yadav.
Quelle: Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung vom 05.02.2020